Reduktion arzneimittelbezogener Probleme bei älteren Patienten mit Polypharmazie:
"Medikations-Check up 60+"
Projektinhalte
Multimorbidität, das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Krankheiten und die daraus oft resultierende Multimedikation - d.h. die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente (5 oder mehr) - stellen zentrale Herausforderungen in einer Gesellschaft des längeren Lebens und für unser Gesundheitssystem dar. Mit der Anzahl an Medikamenten, die ein Patient einnimmt, steigt auch sein Risiko, unerwünschte Folgen der Medikamente zu erleiden (z.B. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten oder Nichtbeachtung von Anwendungsbeschränkungen oder Gegenanzeigen).
Dennoch gibt es bis heute für ein adäquates Management von Multimedikation weder ein wissenschaftlich begründetes und praktikables Konzept, noch eine darauf basierende Maßnahme in der Regelversorgung. Hausärzte, die in Deutschland rund zwei Drittel aller Arzneimittel verordnen, nehmen dieses Problem als sehr wichtig wahr und fordern von Wissenschaft und Entscheidungsträgern praktikable Lösungsansätze. Diese müssen trotz der hohen Arbeitsbelastung in Hausarztpraxen realisierbar und zugleich umfassend genug sein, um die teilweise hochgradig komplexen Probleme rund um Multimedikation zu lösen.
Ziel des Projekts ist es, evidenzbasierte (wissenschaftlich getestete) Instrumente für die strukturierte Medikationsüberprüfung in der hausärztlichen Versorgung anzubieten. Dabei sollen gezielt diejenigen mehrfacherkrankten älteren Patienten erreicht werden, die unter dem Risiko stehen, vermeidbare negative Folgen von Multimedikation zu erleiden.
Dazu werden im Projekt "Medikations-Check up 60+" folgende Fragen bearbeitet:
- Welche der Patienten mit mehreren Erkrankungen und der gleichzeitigen und dauerhaften Einnahme von mehreren Medikamenten stehen unter dem Risiko, unerwünschte Folgen von Multimedikation zu erleiden?
- Welche Bedingungen wirken förderlich oder hinderlich auf die Einführung einer strukturierten Medikationsüberprüfung in die hausärztliche Versorgung?
Das Projekt "Medikations-Check up 60+" knüpft dabei direkt an die Erkenntnisse aus den PRIMUM-Projekten an, in denen eine Maßnahme zur strukturierten Medikationsüberprüfung entwickelt und getestet wurde. Obgleich diese Maßnahme praktikabel war, zeigten sich Barrieren für eine zukünftige Praxisimplementierung - u.a. der hohe Aufwand.
Förderung und Kooperation
Das Projekt ist industrieunabhängig und wird gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse entwickelt und durch die Techniker Krankenkasse gefördert.
Team
- Dr. med. Christiane Muth, MPH (Studienleitung)
- Dr. med. Beate Müller (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
- Dipl.-Volkswirtin Birgit Kemperdick (Projektmanagement, Studiensekretariat)
- Dipl.Inf.wirtin Sandra Rauck (Datenmanagement)
Beteiligte externe Institutionen
- Dr. Christian Stock, M.Sc., M.Sc. und Lorenz Uhlmann, M.Sc., Institut für Medizinische Biometrie & Informatik (IMBI), Universitätsklinikum Heidelberg
- Dr. rer. soc. Ingrid Schubert und Peter Ihle, PMV forschungsgruppe, Köln
Wissenschaftlicher Beirat
- Marjan van den Akker, PhD
Netherlands School of Primary Care Research - CaRe, Department of General Practice, Maastricht University, NL - Prof. Rafael Pereira, DPhil, MSc, MA
Nuffield Department of Primary Care Health Sciences, Medical Sciences Division, University of Oxford, UK - Prof. Jose Valderas Martinez, MD, PhD, MPH
Health Services & Policy Research Group at the University of Exeter Medical School, UK
Praxisbeirat
- Dr. med. Joachim Fessler (Flörsheim)
- Dr. med. Alexander Liesenfeld (Amöneburg-Mardorf)
- Dr. med. Joachim Seffrin (Weiterstadt)