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Identifikation und Prävention von Medikationsfehlern als Beitrag zum Risikomanagement in der allgemeinmedizinischen Praxis

Medikationsfehler sind nach dem bisherigen Forschungsstand die häufigsten Fehler in der Allgemeinarztpraxis (Vortrag "Kernprobleme der Medikationssicherheit in der hausärztlichen Versorgung - Empirische Befunde und Strategien" [PDF]). Wie häufig genau und warum sie auftreten, ist jedoch unbekannt. In einem vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Förderkennzeichen: 01GK0302) geförderten Forschungsprogramm (Zeitraum 2005-2009) ging es um die Erforschung von Medikationsfehlern in Hausarztpraxen.

Durch die Untersuchung von Patientenakten und durch die Befragung von Hausärzten und Patienten wurden Medikationsfehler bei der Therapie mit Antikoagulantien (Marcumar©) analysiert, um Fehlerursachen zu entdecken und Strategien zu ihrer Vermeidung zu entwickeln.

Zwei weitere Studien sind inzwischen abgeschlossen:

Cluster-randomisierte Interventionsstudie zur Erhöhung der Verordnungssicherheit bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz in der Hausarztpraxis [ISRCTN02900734]

In dieser randomisiert-kontrollierten Untersuchung steht die Vermeidung von Dosierungsfehlern bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen im Vordergrund. Für die Dauer von 6 Monaten wurde in 21 Hausarztpraxen ein elektronisches Entscheidungsunterstützungssystem erprobt, mit dem die Kreatininclearance einfach zu ermitteln ist und das ggf. automatisch eine Dosisanpassung für Medikamente vorschlägt. Erste Ergebnisse dieser Studie wurden im November 2007 auf der Tagung der Gesellschaft für Arzneimittelforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA) (Vortrag [PDF]) und auf dem 42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) im September 2008 vorgestellt, eine internationale Publikation ist in Vorbereitung.

Angemessenheit der Verschreibung von Arzneimitteln in der hausärztlichen Multimedikation älterer Patienten

Das Risiko für Medikationsfehler steigt mit dem Alter der Patienten, mit der Anzahl ihrer Erkrankungen und mit der Zahl der verordneten Medikamente. In Kooperation mit der Abteilung für Klinische Pharmakologie & Pharmakoepidemiologie der Universität Heidelberg führten wir dazu eine prospektive Beobachtungsstudie durch. Daran nahmen 20 Hausarztpraxen aus Hessen und Ostwestfalen mit jeweils 10 multimorbiden älteren Patienten sowie ein Pflegeheim teil. Nach den uns bislang vorliegenden Daten nehmen gerade diese Patienten ihre Medikamente oft ganz anders ein, als sie ihnen vom Hausarzt verschrieben wurden. Auch erhalten sie in relevantem Ausmaß potentiell unangemessene Medikamente - hinsichtlich unzureichender Berücksichtigung der Nierenfunktion, der bestehenden Komorbiditäten, der sogenannten Beers-Kriterien sowie potentieller Arzneimittelinteraktionen. Erste Interimsdaten unserer Untersuchung haben wir auf dem 41. und 42. Jahreskongress der DEGAM (2007 und 2008), der oben gen. GAA-Tagung 2007 und dem Herbsttreffen des European General Practice Research Network (2008) präsentiert [PDF].

 Publikationen

Harder S, Saal K, Blauth E, Beyer M, Gerlach FM (2009) Appropriateness and surveillance of medication in a cohort of diabetic patients on polypharmacy. Int Journal of Clinical Pharmacology and Therapeutics 47(2):89-95 [link]

Saal K, Hoffmann B, Blauth E, Rohe J, Beyer M, Harder S, Gerlach FM (2009) Analyse des Behandlungsprozesses bei der oralen Antikoagulationstherapie zur Identifikation von Sicherheitsproblemen in der hausärztlichen Versorgung. Zeitschrift für Allgemeinmedizin 85(4): 148-155

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