Medizinische Fachangestellte mit Migrationshintergrund in der Hausarztpraxis

 Hintergrund und Ziele

In Deutschland leben 15,7 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund (MH). Demgegenüber steht eine kleine Zahl von ausländischen Ärzten/innen: 2009 waren in Deutschland 2,8 % der niedergelassenen Ärzte/innen Ausländer/innen. Im Vergleich dazu ist die Zahl der ausländischen Medizinischen Fachangestellten/ Arzthelferinnen (MFA) hoch. Am Beispiel Hessen kann gezeigt werden, dass zwischen 2005 und 2007 bei den Auszubildenden der jährliche Anteil der Ausländer/innen bei durchschnittlich 15,6 % lag.

Dabei wurde die Frage, wie und ob Fachkräfte mit MH spezifische Potentiale in den Berufsalltag einbringen, in Deutschland bisher kaum untersucht. In einer von uns 2010 bis 2011 durchgeführten qualitativen Studie wurden daher folgende Fragestellungen untersucht: In welcher Rolle sehen sich MFA mit MH? Nehmen MFA mit MH eigene kulturintegrierende Kompetenzen wahr? Empfinden sie diese als Bereicherung oder infolge daraus erwachsender kompetenzspezifischer Aufgaben als Belastung?

 Methode

In dieser qualitativen Studie wurde ein convenience sample von 6 MFA aus 6 Hausarztpraxen in Hessen untersucht, die bereits in Forschung und Lehre mit dem Institut für Allgemeinmedizin (IfA) zusammen arbeiten. Das Interview erfolgte mit Hilfe eines halbstandardisierten Leitfadens.

 Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten, dass die MFA in den Hausarztpraxen die Rolle der Dolmetscher, Kulturmittler und Vertrauensperson übernehmen. Dies war nicht auf Patienten mit dem gleichen kulturellen Hintergrund der MFA begrenzt, sondern bezog sich auf Ausländer im Allgemeinen. Zunächst bestehende Befürchtungen vonseiten des Teams (ohne MH) als auch vonseiten der Patienten wandelten sich rasch in gute Akzeptanz und Etablierung der MFA mit MH, sodass diese ihre volle Integration in das Praxisteam betonten.

MFA mit MH sahen sich als vollständig in das Praxisteam integriert und von den einheimischen Patienten akzeptiert. Besonders in Praxen mit hohem Anteil von Patienten mit MH sahen sie sich zusätzlich in der Rolle eines Dolmetschers, Kulturmittlers und einer Vertrauensperson. Sie unterstützen das gesamte Praxisteam, um den Bedürfnissen der Patienten mit MH gerecht zu werden. Angesichts eines absehbaren Versorgungsbedarfes erscheint es empfehlenswert, die kulturintegrierenden Kompetenzen der MFA mit MH zu fördern und als nützliche sowie notwendige Ressource anzuerkennen.

 Laufzeit

Das Projekt wurde September 2010 bis Mai 2011 durchgeführt.

 Publikationen

Mergenthal K, Gerlach FM, Güthlin C (2012) Vorhandene Ressourcen effektiv nutzen - Medizinische Fachangestellte mit Migrationshintergrund in der Hausarztpraxis. Z Allg Med 88(11): 466-474 [doi]

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